Die Geschichte des Vereins

Vereinsgeschichte „Heimatschutz“, Kurzfassung

Am 9. Oktober 1922 wurde der Verein „Heimatschutz“ im Hotel Schauenberg gegründet. Es bildete sich ein provisorischer Vorstand, in dem der Kaufmann Gerhard Pauli den Vorsitz übernahm. Sein Stellvertreter wurde Pfarrer Karl Rosenkaimer und der Obersekretär Josef van Bebber und Dr. Aloys Broekmann wurden Schriftführer. Als Tagesordnung gab es nur zwei Punkte, nämlich a) Ankauf der van der Grint`schen Mühle und b) Erhaltung des Renaissancehäuschens in der Hauptstraße.

Bereits ein Jahr zuvor haben sich die Gemeinde, insbesondere Bürgermeister Meller und der Kaufmann Gerhard Pauli, um die Erhaltung der Fassade des Hermsenhauses, heute das so genannte „Richterhaus“, bemüht und die obere Giebelfassade konnte nun mit Mitteln des Vereins liebevoll restauriert werden. Die Rettung und Erhaltung historischer Gebäude mit deren architektonischen Kunst war ein Anliegen der Vereinsgründer. Dieser Aspekt sollte sich auch in der späteren Vereinssatzung niederschlagen. Die eigentliche Gründungsversammlung fand am 27. Oktober 1922 statt. Der provisorische Vorstand wurde um die Herren Pfarrer Theodor Schmitz, Apotheker Josef Kreutzberg und Heinrich Umsorg erweitert.

Das Hauptinteresse galt natürlich dem Mühlenturm. Als Verwendung des Bauwerks stellte man sich vor, aus der bereits zum großen Teil abgerissenen Windmühle ein Heimatmuseum zu machen. Man wollte den Rest der Mühle zu einem Turm „Mühlenturm“ wiedererrichten. Die Ruine der Windmühle bekam der Verein für eine damals horrende Summe Geldes, was jedoch nur einen Gegenwert einer Schachtel Zigaretten bedeutete. Der Verkäufer und Miteigentümer der Mühle, Franz van der Grinten, wurde bereits frühes Ehrenmitglied des jungen Vereins. Daraus kann gefolgert werden, dass die Ruine quasi eine Schenkung war. Erst im Jahre des Wiederaufbaus 1925 wurde der Verein in das Vereinsregister eingetragen. Die erste Satzung stammt vom September des gleichen Jahres. Nach zehn Jahren seiner Gründung war es vollbracht und das Heimatmuseum konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Der zweite Weltkrieg unterbrach die Entwicklung. In den Kriegsjahren wurde der Turm als Wachturm missbraucht, von Soldaten geplündert und diente ausgebombten Heimkehrern als Wohnung.

Ab 1939 gab es bis zum Jahre 1949 keine Mitgliederversammlungen. Erst am 14. Februar 1949 wurde ins Bahnhofrestaurant eingeladen. Es gab in dieser Mitgliederversammlung nicht viel Erfreuliches zu berichten. Der Vorsitzende, Gerhard Pauli, gab seinen Bericht zu Protokoll. Der Schriftführer, Josef van Bebber, protokollierte: der Krieg mit den unheilvollen Folgen hat gerade dem Verein schwere Wunden geschlagen.
Es schmerzte, dass das hervorragendste Baudenkmal des Ortes, die altehrwürdige Pfarrkirche, erheblich zerstört war. Erfreulich war nur die geringe Beschädigung des weiteren Wahrzeichens der Stadt, dem Mühlenturm. Nur der obere Teil und das Dach wiesen Beschädigungen auf. Dagegen war das Innere des Museums nicht wiederzuerkennen. Es wurde als völlig zerstört betrachtet.

Der Vorstand wurde neu gewählt und mit dem alten und neuen ersten Vorsitzenden be1gann die Vereinsarbeit. Stellvertretender Vorsitzender wurde Franz Janssen, Kassierer Josef van Bebber, zweiter Kassierer Wilhelm Lünterbusch, Beisitzer wurden Josef Kreutzberg, Peter van Wickeren und Johannes Daamen. Als Mitgliedsbeitrag wurde ein Betrag von jährlich DM 12,– erhoben.

Bereits 1950 konnten die ersten Ausbesserungsarbeiten abgeschlossen werden. Schon 1952 konnten die Mitgliederversammlungen wieder im Mühlenturm stattfinden. Auf einer Versammlung wies Josef van Bebber darauf hin, das Katharinenkloster zweckmäßigerweise als Museum auszubauen. Die Räumlichkeiten im Mühlenturm seien doch zu klein und schwerlich zugänglich.

1955 musste der stellvertretende Vorsitzende die Mitgliederversammlung eröffnen. Der Vereinsgründer und langjährige Vorsitzende Gerhard Pauli war 1954 verstorben. In diese Funktion wurde Josef van Bebber gewählt. 1958 gab es schon wieder eine rege Vereinsarbeit mit monatlichen zwanglosen Zusammenkünften im Heimatmuseum. Diese standen auch Angehörigen und Freunden offen. Nun war der Freundeskreis bald so hoch angewachsen, dass die Räumlichkeiten im Mühlenturm nicht ausreichten und man verlegte diese Zusammenkünfte in die Gaststätte Kreusch.

Von 1963 an gab es eine Namensänderung. Er sollte nun „Verein für Heimatschutz e.V. Kranenburg Ortsgruppe des VLN“ heißen. 1969 wurde Gerhard Rozyn wegen des fortgeschrittenen Alters des bisherigen ersten Vorsitzenden als Nachfolger gewählt. Heinrich Mentrop wurde stellvertretender Vorsitzender. Aus Dankbarkeit für seine geleistete Arbeit wurde Josef van Bebber zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

Ein echtes Heimatbuch war entstanden. Es gab bisher noch keine zusammenhängende Geschichte des Kranenburger Raumes. Auch die Ortschaften, die seit 1969 die Gemeinde Kranenburg bilden, wurden dargestellt. Landschaft, Kirchen, Kultur, Vereinsleben, heimatliches Brauchtum und Landwirtschaft, alles das findet man in „Kranenburg – ein Heimatbuch“. Es wurde 1984 vom Verein für Heimatschutz herausgegeben. Für Zusammenstellung und Redaktion waren Ingwert Groh und Gerd Lamers zuständig. Der Name des Vereins war immer noch verbunden mit der Ortsgruppe des VLN (Verein Linker Niederrhein). Auch die Satzung von 1925 war noch aktuell. Das änderte sich erst mit der Satzungsänderung vom April 1999. Diese wurde am 21. November 2000 ins Vereinsregister eingetragen. Von nun an trug der Verein den Namen „Verein für Heimatschutz e.V. Kranenburg 1922“.

Die Museen Kranenburgs

Im Erdgeschoss des Mühlenturms blieb 1952 wie zuvor die alte Küche eingerichtet. Im 1. Geschoss wurde das alte Stadtarchiv Kranenburgs, welches seit 1946 von Heimatfreunden als in der ganzen Stadt herumfliegende Einzelblätter sorgfältig zusammengetragen wurde, sowie der Deichschau untergebracht. Es war geplant, im zweiten Geschoss das Kirchenarchiv unterzubringen. Das Geschoss unterhalb des Dachgeschosses sollte als Versammlungsraum für die Mitglieder erhalten bleiben.
1953 konnte ein bescheidenes Heimatmuseum wieder eröffnet werden und 1955 wurde die Wiedereinrichtung des Mühlenturms, manchmal auch Pauli-Turm genannt, als beendet angesehen. Der Verein hat in den Jahren bis Oktober 1956 so viele Exponate gesammelt, dass sie nicht alle im Mühlenturm ausgestellt werden konnten. Erst im März 1958 verließ der Pächter Willemse das Katharinenstift. Der Vorsitzende, Josef van Bebber, bat die Amtsverwaltung, Beihilfeanträge an den Landschaftsverband zu stellen. Der Verleger Kasimir Hagen hatte die Absicht, große Teile seiner Kunstsammlung zu verschenken, wobei auch die Gemeinde Kranenburg für das neu einzurichtende Museum im Katharinenstift profitieren sollte. Es handelte sich um Gemälde und Plastiken von großem Wert. 1959 beschloss der Rat der Gemeinde Kranenburg einstimmig, den vorgelegten Vertrag mit Herrn Kasimir Hagen zu genehmigen und das Katharinenstift für die Unterbringung der Schenkung nach den Vorschlägen der Denkmalpflege und mit wesentlicher Unterstützung des Landschaftsverbandes in Ordnung zu bringen. Der Verein hat sich darüber hinaus der Gemeinde gegenüber verpflichtet, das Museum zu treuen Händen zu übernehmen.

Das größte Ereignis im Jahre 1961 war wohl die Einweihung des Katharinenhofes als Wallfahrtsmuseum mit der Sammlung Kasimir Hagens am 3. Mai. Gezeigt wurden im Erdgeschoss Altargemälde und Schnitzereien aus der katholischen Pfarrkirche Kranenburg und im Obergeschoss die Sammlung Kasimir Hagens. Erstmals haben die Gebrüder van der Grinten im Dachgeschoss des Katharinenstiftes aus ihrem reichen Besitz abstrakte Kunst aus eigener Produktion wie auch Werke namhafter Künstler ausgestellt. Der Verein sehnte im Jahre 1964 herbei, dass der Mühlenturm möglichst bald wieder als Heimatmuseum hergerichtet werden möge, zuerst muss jedoch die Heizung fertig werden.

1966 hatten die vielen Gaben der Mutter Bernalda aus dem Kloster St. Josef in Lutterade bei Geleen in der Nähe Venlos (mit weltlichem Namen hieß sie Trautchen Tillemans und kam aus Kranenburg) die Sammlung der religiösen Volkskunst so sehr vermehrt, dass wohl der ganze Mühlenturm damit ausgestattet werden könnte. Damit dürfte er eine ganz besondere Anziehungskraft erhalten. Im Jahre 1968 wurde der Mühlenturm für die religiöse und volkskundliche Ausstellung instand gesetzt. 1970 wurden also die Bestände religiöser Volkskunst aus dem Katharinenhof in den dafür eingerichteten Mühlenturm übergeführt und von den kunsthistorischen Sammlungen getrennt. Diese Abteilung stellte mit etwa 650 Exponaten eine der wenigen umfassend orientierten Sammlungen dieses Themenbereiches im Lande Nordrhein-Westfalens dar.

Der Katharinenhof indes entwickelte sich nach 1970 schrittweise zum reinen Kunstmuseum. Hier wurden in zwei Etagen Bestände an Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen, Kupferstiche, Holzschnitte, Radierungen, Lithographien, Arbeiten der Goldschmiedekunst, Handschriften, Textilien, Möbel, Buchdruckerkunst und Porzellane vom Mittelalter bis zur Gegenwart präsentiert.

Im September des Jahres 1984 wurde das Bürgerhaus eröffnet. Im Oktober gab es einen Tag der offenen Tür, an dem sich u.a. auch der Verein für Heimatschutz e.V. präsentierte mit „Kranenburg in alten Bildern“. Ein Jahr später wurde durch den Anbau des Bürgerhauses der Eingang zum Museum verlegt. Dem Verein war viel an der Museumserweiterung gelegen, deshalb setzte er sich sehr dafür ein, dass alle Räume vom Übergangsbereich, Ober- und Dachgeschoss eine musealen Nutzung zugewiesen bekamen. 1987 wurde die Museumserweiterung rechtskräftig.

Die Stadtscheune wurde in den Jahren 1984 bis 1987 restauriert. 1989 wurde sie dem Verein übergeben. Damit hatte der Verein einen dritten musealen Standort, der jedoch als Ausstellungsfläche für Volkskunde noch viele Jahre nicht genutzt wurde. Die derzeitige Ausstellung „Altes Handwerk und bäuerliches Gerät“ konnte 2002 eröffnet werden. Die Stiftung Museum Schloss Moyland trat 1990 an den Verein für Heimatschutz heran, mit der Bitte, die gerade von der Gemeinde zugesagten Räumlichkeiten im Bürgerhaus für das Joseph-Beuys-Archiv bis zur Fertigstellung des Museums Schloss Moyland nutzen zu dürfen. Der Ausbau dieser Räume wurde mit Mitteln der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege zur Unterbringung des Archivs bewerkstelligt. Der Umzug des Joseph-Beuys-Archivs ins Museum Schloss Moyland fand Ende 1995 statt.

In den 60er Jahren wurden wenig Wechselausstellungen bzw. Sonderausstellungen im Katharinenhof gezeigt. Es waren eben vereinzelte Ausstellungen, wie die der Gebrüder van der Grinten zur Eröffnung des Museums Katharinenhof. Zu der Zeit fanden eben Ausstellungen im Hause van der Grinten statt, die von den Vereinsmitgliedern eifrig besucht wurden. Erst 1965 gab es wieder eine Ausstellung im Museum. Es war der Künstler Hermann Teuber. Die Ausstellung hatte einen großen Erfolg. Mit der Eröffnung des alten Klostergebäudes als Museum nahm der Bekanntheitsgrad desselben und damit auch der Gemeinde Kranenburg rapide zu. Einen weiteren Schub gab es mit den regelmäßigen Wechselausstellungen ab 1972.

Unter den Ausstellern waren renommierte Künstler, die teilweise oft anfänglich bei den Stallausstellungen im Hause van der Grinten und später im Katharienhof ausstellten. Unter ihnen sind Namen zu finden wie Erwin Heerich 1973 und 1979, Professor an der Kunstakademie Düsseldorf und Assistent von Ewald Mataré, Rolf Crummenauer 1974, 1981, 1983 und 1988, Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, Erich John 1975, 1981, 1986 und 1989, Hann Trier 1975 und 1980, Professor an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, der viele Preise erhielt, Gottfried Wiegand 1966 und 1978, studierte an der Münchener Kunstakademie, Professor an der Fachhochschule Köln, Franz Gutmann 1978, Bildhauer und Meisterschüler von Ewald Mataré, Burkhart Beyerle 1978 und 1985 und Rolf Sackenheim 1985, Meisterschüler an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Otto Coester, Professor und Klassenleiter Druckgraphik, stellvertretender Direktor, um nur einige zu nennen.

Bereits 1970 wurde die Fülle und Qualität der Sammlung von religiöser Volkskunst allseits anerkannt, was sich besonders am Lob von Dr. Hugo Borger, dem späteren Leiter des Römisch-Germainischen Museums in Köln, erkennen lässt. Es ist für die Entwicklung des Museums von großer Bedeutung, diese Sammlung der Öffentlichkeit im Jahre 2009 wieder zugänglich zu machen.